Sparen und Inflation

Das Sparpotenzial vor dem Hintergrund der aktuellen Inflationsrate

Lieferengpässe, die Nachwirkungen der Coronakrise und der Krieg in der Ukraine führen auch in Deutschland zu erheblichen Preissteigerungen. In Abhängigkeit der jeweiligen Konsumgewohnheiten sind Haushalte und Einkommensgruppen unterschiedlich gut in der Lage, auf die Mehrausgaben zu reagieren. Eine Aufschlüsselung der Ausgaben veranschaulicht welche Haushalte besonders von der aktuell hohen Inflation betroffen sind.  

Wie wirkt die Inflation auf die Konsumausgaben?

Steigende Verbraucherpreise mindern das Vorsorgepotenzial, da bei gleichbleibendem Konsumverhalten ein höherer Anteil der Einnahmen für Konsumausgaben aufgewendet werden muss. Die aktuell hohe Inflation trifft alle Haushalte und Einkommensgruppen, allerdings nicht im gleichen Maß. Welche Personen besonders durch die Inflation belastet werden, erschließt sich aus der Aufschlüsselung der Konsumausgaben nach Einkommens- und Haushaltstyp.

Die steigende Inflation belastet besonders Personen mit hohen Ausgaben für Energie

Da jede Person und jeder Haushalt andere Konsumgewohnheiten hat, unterscheiden sich Ausgabeverhalten teils deutlich. Basierend auf dem jeweiligen Ausgabeverhalten lässt sich eine individuelle Inflationsrate berechnen. Aktuell wird die Inflation besonders durch steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise getrieben. Die Preise für Energieprodukte lagen im April 2022 rund 35 Prozent über dem Vorjahresmonatsniveau.[3] Allerdings haben sich die Nettokaltmieten bislang kaum verändert, so dass die Preissteigerungsrate für die Kategorie Wohnen und Energie insgesamt bei "nur" 8,5 Prozent lag. Der deutlichste Anstieg ist im Bereich Verkehr zu beobachten, hier haben die Preise gegenüber April 2021 um 15,6 Prozent zugelegt.

Durch die Inflation werden besonders Personen belastet, die einen hohen Anteil ihrer Konsumausgaben für Wohnen und Energie sowie Mobilität aufwenden müssen. In Abhängigkeit der Struktur der Ausgaben der jeweiligen Haushalte schlagen die Preissteigerungen auf die Konsumausgaben und damit letztlich auf das Sparpotenzial durch. Die Ausgaben für Wohnen und Energie betragen über alle Haushalte hinweg im Durchschnitt zwischen 31 und 36 Prozent der Konsumausgaben. Je geringer das Einkommen, desto höher fällt tendenziell der Anteil aus, der für Wohnen und Energie aufgewendet wird. Alleinerziehende und Alleinlebende im 1. Quartil geben mit 45 und 41 Prozent hier den größten Anteil aus.  

Die monatlichen Ausgaben der Haushalte sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 7,7 Prozent gestiegen. Je nach Haushalts- und Einkommenssituation schwankt die Rate zwischen 7,3 bis 8,1 Prozent.  

Die interaktive Grafik zeigt, wie die Ausgaben der Haushalte sich rechnerisch allein durch die aktuelle Preissteigerungsrunde gegenüber April 2021 verändert haben. Zur Veranschaulichung beziehen sich die absoluten Werte auf die zugrundeliegenden Daten der EVS 2018. Preissteigerungen zwischen 2018 und 2021 sind damit nicht berücksichtigt. In absoluten Zahlen summieren sich die personenbezogenen Mehrbelastungen der Haushalte auf mindestens 70 Euro u. a. für Alleinlebende im 1. Quartil bis 250 Euro für Paare ohne Kind im 4. Quartil. Durchschnittlich müssen alle Haushalte in Deutschland 140 Euro monatlich pro Person mehr für ihren Lebensunterhalt aufwenden als vor einem Jahr. Geld, dass an anderen Stellen, etwa für die Altersvorsorge, fehlt.

Die zweite Ansicht in der Grafik zeigt die relativen Mehrbelastungen bezogen auf das Haushaltseinkommen. Diese liegen im 4. Quartil zwischen 4,5 Prozent (Paarhaushalte) und 5,7 Prozent (Alleinerziehende). Die relative Mehrbelastung nimmt für die geringeren Einkommen spürbar zu. Somit müssen Alleinlebende im 1. Quartil Mehrbelastungen von 8,5 Prozent stemmen, Paare mit Kind(ern) 7,0 Prozent. Im Durchschnitt über alle Haushalte bedeuten die inflationsbedingten 140 Euro Mehrausgaben pro Person 5,6 Prozent des äquivalenzgewichteten Haushaltsnettoeinkommens.

Steigende Kosten können ggf. durch ein Absenken der Ausgaben für nicht notwendige Güter und Dienstleistungen kompensiert werden. Zumindest kurzfristig können Haushalte so auf die Preisentwicklung in bestimmten Ausgabekategorien reagieren. Der Anteil an "nicht notwendigen" Ausgaben von Personen mit geringen und sehr geringen Einkommen ist allerdings relativ klein. Ein Großteil der Ausgaben wird zum Bestreiten des alltäglichen Lebensunterhalts aufgewendet. Auch das Zurückgreifen auf Vermögenswerte oder ein Absenken des Sparens sind denkbare Strategien, um steigende Ausgaben auszugleichen. Allerdings ist auch dies für Haushalte mit geringem Einkommen keine Option. Zudem würde es insbesondere die Altersvorsorgesituation von Personen verschlechtern, die bereits ohne die aktuelle Inflationsdynamik nicht ausreichend vorsorgen können. Die Inflation verschärft also die Altersvorsorgesituation breiter Bevölkerungsteile. 

23 degrees

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Veränderung der monatlichen Konsumausgaben durch Inflation, nach Haushaltstypen und Einkommensquartilen, in Euro pro Person und Prozent

Schlussfolgerungen
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