Schlussfolgerungen

Vorsorgebedarf und -potenzial fallen sehr unterschiedlich aus


Die gesetzliche Rente wird im Alter der wichtigste Baustein für die meisten Haushalte in Deutschland bleiben. Das Leistungsniveau der GRV wird allerdings in den kommenden Jahrzehnten absinken. Insofern ist zusätzliche private Altersvorsorge notwendig, um entstehende Lücken zu schließen. Die aktuell hohe Inflation erschwert weitere Sparbemühungen.

Um im Alter den individuellen Lebensstandard halten zu können, sind private Altersvorsorgeleistungen nötig. Private Rentenversicherungen sind ein Baustein, um die gesetzliche Rente zu ergänzen und sich einer Einkommensersatzquote von 55 Prozent anzunähern, wie sie ohne die - aus demografischen Gründen notwendigen - Reformen der GRV erreichbar gewesen wäre.

Grundsätzlich müssen etwa 6,6 Prozent des Nettoeinkommens für Altersvorsorge gespart werden. Unter der Annahme, dass lediglich 20 Prozent der Gesamtersparnis der Personen aus verschiedenen Haushaltskonstellationen in die Altersvorsorge fließen, wird dieses Sparziel nach den Auswertungen der EVS allerdings durchgehend verfehlt. Eine Einkommensersatzquote von 55 Prozent kann im Alter demnach nicht erreicht werden. Vielfach wäre eine Verdoppelung oder sogar Verdreifachung der aktuellen Sparbemühungen notwendig, um die hier abgegrenzten Ziele zu erreichen. Die staatliche Förderung der Altersvorsorge, etwa über die Zulagen der Riester-Rente oder Wege der betrieblichen Altersvorsorge inkl. der Möglichkeit, dass Arbeitgeber die Vorsorgebemühungen ihre Mitarbeitenden unterstützen, kann die individuell aufzubringende Ersparnis reduzieren.

Der Anteil der Ersparnis, welcher in die zusätzliche Altersvorsorge fließen muss, hängt vom individuellen Einkommensniveau und der Einkommenskonstellation ab, in der eine Person lebt. In den höheren Einkommensgruppen ergibt sich sozialpolitisch in der Regel kein Problem. Diese Haushaltstypen verfügen über ein insgesamt ausreichend hohes Sparpotenzial, sodass angenommen werden kann, dass im Alter eine ausreichende Absicherung gewährleistet ist. In den unteren Quartilen reicht das gesamte Sparpotenzial hingegen lediglich bei Paaren mit Kind(ern) aus, um rechnerisch gut versorgt zu sein.

Der finanzielle Spielraum von Alleinlebenden, Alleinerziehenden und Paaren ohne Kind mit geringen und sehr geringen Einkommen ist selbst dann zu klein, wenn sie keine anderen Sparmotive (z. B. (Ersatz-)Anschaffungen, Notsituationen) hätten und ihre Ersparnis vollständig für die Altersvorsorge einsetzen würden. Die aktuell hohe Inflation belastet diese Gruppen zusätzlich und vermindert das bereits geringe Sparpotenzial weiter. Diese Haushalte sollten - insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Inflationsrate - sozialpolitisch in den Blick genommen werden. Aufgrund des geringen Sparpotenzials besteht in diesen Gruppen Nachhol- und teilweise Unterstützungsbedarf. Die Zulagenförderung, wie in der privaten Altersvorsorge (Riester) möglich, ist grundsätzlich geeignet, um einkommensschwache Haushalte gezielt zu unterstützen. Gleichwohl ist zu festzuhalten, dass die Riester-Rente die entsprechenden Zielgruppen - trotz Förderung - nicht ausreichend erreicht (hat). Die hier vorgelegte Auswertung zeigt, dass akuter Handlungsbedarf besteht, damit die kapitalgedeckte Zusatzvorsorge flächendeckend wirken und sozialpolitisch erfolgreich sein kann.

Weiterhin sollten vor allem junge Menschen zu zusätzlicher Altersvorsorge motiviert werden. Denn der beschriebene Sparbedarf beruht auf der Annahme, dass bereits zu Beginn der Erwerbsphase kontinuierlich zusätzliche Altersvorsorge betrieben wird. Wird jedoch erst später im Lebensverlauf damit begonnen, erhöht sich der Sparbedarf, da der Zinseszinseffekt (trotz Niedrigzinsphase) weniger stark wirken kann und damit weniger Kapitalerträge erwirtschaftet werden können.