Hintergrund

Zielsetzung und methodische Anmerkungen


Die gesetzliche Rente reicht häufig nicht, um den individuellen Lebensstandard im Alter zu halten. Zusätzliche Aufwendungen für die Altersvorsorge sind in der Regel notwendig. Wie viel Menschen für ihren Ruhestand sparen sollten und können, hängt neben dem Alter, ihrem Einkommen und der Region, in der sie leben, insbesondere vom Haushaltskontext ab. Wie viel sollten die Haushalte in Deutschland für die Altersvorsorge sparen, was tun sie tatsächlich und welche Rolle spielt die Rückkehr der Inflation?

Haushalte, Einkommen und Altersvorsorge

Der Altersvorsorgeaufwand, also der Anteil am Einkommen, der zusätzlich zur gesetzlichen Rente für die Sicherung des Lebensstandards im Alter gespart werden muss, unterscheidet sich regional stark. Dies hat unter anderem die Prognos Studie Regionale Kosten der Altersvorsorge (2020) im Rahmen der Initiative 7 Jahre länger des GDV gezeigt. Allerdings ist der zusätzliche Vorsorgebedarf nicht nur davon abhängig, wo man wohnt, sondern auch, in welchen Verhältnissen man lebt. So unterscheiden sich die Ausgaben für die private Altersvorsorge zwischen Haushalten von Geringverdienenden und Gutverdienenden, von Familien, Paaren ohne Kinder und Singles sowohl absolut als auch relativ zum jeweiligen Einkommen. Gerade für Haushalte mit einem geringen Einkommen ist zu vermuten, dass der verfügbare Einkommensanteil für die Altersvorsorge zu gering ist, um aus eigener Kraft ausreichend für das Alter vorzusorgen und die individuellen Bedürfnisse im Alter befriedigen zu können. 

Wie hoch der Vorsorgebedarf zu Erhaltung des Lebensstandards, die heutigen Altersvorsorgeleistungen und damit die potenziellen Vorsorgelücken für unterschiedliche Haushaltstypen und unterschiedliche Einkommenssituationen sind, zeigt die vorliegende Studie.

Was untersucht die Studie?

Ziel der Studie ist es,

  • den Sparbedarf für Personen in unterschiedlichen Einkommens- und Haushaltskonstellationen zu quantifizieren,
  • die Höhe des Vorsorgepotenzials zu bestimmen,
  • die verschiedenen Sparbedarfe mit dem jeweilig vorhandenen Vorsorgepotenzial abzugleichen und
  • das Ausgabeverhalten vor dem Hintergrund der aktuell hohen Inflationsrate zu betrachten. 

Grundlage ist eine Auswertung der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) für das Jahr 2018. Die EVS erlaubt eine differenzierte Bestimmung der Ausgaben- bzw. Konsumstruktur von Haushalten. Haushalte können nach Haushaltsgröße, sozialer Stellung, Geschlecht und Alter der Haupteinkommensperson, Haushaltsnettoeinkommen und nach Haushaltstyp unterteilt werden. Kombinationen dieser Merkmale sind möglich.

Welche Datenbasis wird genutzt?

EVS 2018

Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) ist eine Erhebung des Statistischen Bundesamts. Alle fünf Jahre werden dazu rund 60.000 Haushalte zu ihren Einnahmen und Ausgaben befragt. Um ein repräsentatives Bild der Lebenssituation von Haushalten zu erlangen, werden die Haushalte in der Stichprobe nach einem vorgegebenen Quotenplan ausgewählt und befragt. Auf dieser Basis können Haushalte u. a. nach Haushaltstyp, sozialer Stellung oder dem Haushaltsnettoeinkommen unterschieden werden. Die hier verwendeten Daten stammen aus der EVS des Jahres 2018. Erst 2023 ist mit einer Aktualisierung zu rechnen.

Haushalte

Die Quotierung der Haushalte erfolgt in Anlehnung an den Mikrozensus. In der vorliegenden Untersuchung werden vier ausgewählte Haushaltstypen betrachtet (Alleinstehende, Alleinerziehende, Paare ohne Kinder, Paare mit Kind(ern)) und vier Einkommensklassen. Für jeden der genannten Haushaltstypen werden auf Basis des Haushaltsnettoeinkommens vier ungefähr gleich große Gruppen, gemessen an der Zahl der Haushalte, gebildet (Quartile). Für jede Gruppe wurden Durchschnittswerte für alle Einnahmen- und Ausgabeposten gebildet. Zudem liegt für jede Gruppe das Durchschnittsalter vor, welches für die Analysen zum Sparbedarf relevant ist.

Welche Haushaltstypen werden betrachtet?

Im Fokus der Studie stehen Haushalte mit Personen im Erwerbsalter. Es wird zwischen vier Haushaltstypen unterschieden:

  • Alleinlebende
  • Alleinerziehende
  • Paare ohne Kind
  • Paare mit Kind(ern)

Alleinlebende stellen die zahlenmäßig größte Haushaltsgruppe. Rund 11,3 Mio. (28 %) der insgesamt knapp 40,7 Mio. Haushalte in Deutschland zählen zu dieser Gruppe. Paare ohne Kind bilden die zweitgrößte Gruppe mit 6,5 Mio. Haushalten. In insgesamt etwa 7 Mio. Haushalten leben Kinder: Alleinerziehende bilden etwa 1,2 Mio. Haushalte, Paare mit Kind(ern) 5,8 Mio. Haushalte. Haushalte im Ruhestand sind für die Analyse nicht relevant, da sie in der Regel kaum noch Altersvorsorge betreiben. Sonstige Haushaltskonstellationen wie etwa Wohngemeinschaften, ein gemeinsamer Haushalt mit Schwiegereltern oder mit volljährigen Kindern werden im Folgenden nicht extra ausgewiesen, da diese Haushaltsgruppe sich in stark unterschiedlichen Lebenssituationen befindet. Aussagen zur Altersvorsorge der Haushalte dieser Gruppe wären entsprechend verzerrt. Damit sind in der Analyse insgesamt knapp 25 Mio. Haushalte in Deutschland berücksichtigt. Das entspricht 61 Prozent aller Haushalte.

23 degrees

Interactive graph will be embedded here

(You need a Pro Account from 23degrees.io to publish publicly.)

Anzahl der Haushalte ausgewählter Haushaltstypen

Äquivalenzgewichtung 

Die vorliegenden Daten der EVS beziehen sich auf Haushalte. Um die Höhe der Ersparnis der Haushalte unterschiedlichen Typs vergleichen zu können, ist eine Äquivalenzgewichtung notwendig, da diese von der Haushaltsgröße, also Anzahl der im Haushalt lebenden Personen, abhängen. Durch die Äquivalenzgewichtung werden, vereinfacht gesagt, das Einkommen und die Ausgaben in Pro-Kopf-Größen umgerechnet. Dabei erfolgt eine höhere Gewichtung von Personen im Erwerbsalter und eine niedrigere Gewichtung von Jugendlichen und Kindern (OECD-Skala). Mit diesen äquivalenzgewichteten Werten lässt sich bestimmen, über welches Einkommen eine Person in Deutschland nach Haushaltstyp oder Einkommenssituation verfügt und wie viel sie für Konsum, Altersvorsorge oder den Aufbau von Geldvermögen ausgibt. Nachfolgend werden in der Regel nicht Haushalte, sondern Einzelpersonen, die in bestimmten Haushaltskonstellationen leben verglichen. Im Fokus stehen entsprechend äquivalenzgewichtete Größen.

Sparbedarf fürs Alter
weiterlesen